Erster Mai in Köln/Bonn

Auf dem Kölner Heumarkt fand wieder das alljährliche DGB-Straßenfest statt, diesmal mit einem gemeinsamen Büchertisch des Anarchistischen Forums Köln und des Anarchosyndikalistischen Netzwerk (ASN Köln).

Trotz Dauerregen kamen viele neue Interessierte und alte Bekannte zum Stand. um sich zu informieren und auszutauschen. Neben vielfältiger anarchistischer Literatur in Farsi, Arabisch und Kurdisch, sowie mehrsprachigen Arbeitsrecht-Infos, wurden auch deutschsprachige Zeitschriften und das vorläufige Mai-Programm der 3. Libertären Wochen verteilt.

Interessant war auch die benachbarte Selbstorganisation von Film-Kompars*innen, die als Statist*innen und Kleindarsteller*innen für faire Gegen und Leistungszuschläge kämpfen. Dabei rufen sie in einer Direkten Aktion zu einem Boykott des Serienproduzenten „UFA SerialDrama“ auf, die auch am Standort Köln-Ossendorf bekannte Soaps und Telenovelas drehen.

Im Anschluss an die Kölner Erste-Mai-Demo fand zum wiederholten Mal in Bonn ab 14 Uhr eine libertäre Demonstration statt. Vom Kaiserplatz aus zog sie als Punkrock-Parade durch die Innenstadt, weitläufig vorbei an den Straßenfesten vom reformistischen DGB (Marktplatz) und Staatssozialist*innen (Marienschule). Doch weder die roten Bürokrat*innen, noch das konsumfreudige Feiertagspublikum ließen sich von den lauthals verkündeten Parolen des schwarzen Blocks in ihrem Treiben stören.

Vielleicht ist es manchmal auch besser, wenn solch fragwürdige Slogans wie „Esst mehr Antisemiten“ oder „Wir sind die Mauer, das Volk muss weg“ im allgemeinen Spektakel für Außenstehende unverständlich bleiben. Kaum verwunderlich also, dass die konsequente Ablehnung jeder Staatlichkeit und der dringend nötige Kampf gegen Antisemitismus sich vor lauter Deutschland-Gegröhle und Israel-Jubel mehr als schlecht vermitteln lassen. Zudem führte die nervige Wahlkampfpropaganda der „PARTEI“ am Schluss der Demo sogar noch zu polizeilicher Repression gegen deren offensiver Verbreitung von Werbematerial.

 

  

Um so wichtiger ist es, dass Anarchosyndikalist*innen, wie ASJ Bonn und ASN Köln, nicht nur am Ersten Mai auch die Themen Arbeitskämpfe und Reproduktion als Schwerpunkt setzen und abseits von autoritärem (Anti-)Nationalismus den „Alltag solidarisch und selbstbestimmt organisieren und dabei all jene Ausgebeuteten, Unterdrückten, Lohnabhängigen einbeziehen“ möchten (siehe Aufruf).

Leider musste das übliche libertäre Straßenfest auf dem Bonner Frankenbadplatz wegen fehlender Genehmigung dieses Mal ausfallen, aber es gibt ja schließlich auch noch andere Gelegenheiten die soziale Revolution im Sinne der selbstorganisierten, globalen Befreiung von Kapital und Staat voran zu bringen…

ASN Köln

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