Köln: Tausende gemeinsam beim Klimastreik

Bereits zum 13. Mal hatte die Klimagerechtigkeitsbewegung „Fridays for Future“ (FFF) zu einem globalen Aktionstag aufgerufen. Ob die Teilnehmer*innen am 15.09. tatsächlich für diesen politischen „Streik“ ihre Schulen oder Arbeitsplätze verlassen haben, ist fraglich. Jedoch ist erkennbar, dass zumindest in Deutschland sich die vor fünf Jahren gegründete Jugendbewegung zu einem generationsübergreifenden Bündnis entwickelt hat, das zunehmend gewerkschaftliche und teilweise auch antikapitalistische Inhalte vertritt.

Bei der hiesigen Demo, zu der etwa 8.000 Menschen aller Generationen vom Hauptbahnhof in die Südstadt zogen, war auch das ASN Köln wieder mit dabei. Wir haben erneut versucht, auf die dringend benötigte öko-soziale Transformation der fossilen Industrien aufmerksam zu machen. Zudem stand das weltweite Motto des globalen Aktionstags unter dem Motto #EndFossilFuels, also für den sofortigen Ausstieg aus der klimaschädlichen Verbrennung von Kohle, Öl und Gas.

Dass die Organisator*innen von FFF mittlerweile jedoch kostspielige Bühnenveranstaltungen als Straßenfeste inszenieren ist jedoch mit einem nachhaltigen Umbau der zerstörerischen Wirtschaftsweise kaum zu vereinbaren. Zugleich richtet diese Nicht-Regierungs-Organisation, welche weiterhin von Jugendlichen und Studierenden dominiert wird, ihre reformistischen Forderungen an die Bundespolitik. Sie fordert die Ampel-Koalition unter anderem zur Einhaltung ihrer Wahlversprechen auf, wie „das Klimageld, eine Verschärfung des Klimaschutzgesetzes, höhere Investitionen in den ÖPNV und ein Ende fossiler Subventionen.“

Auch die Verkehrswende steht auf dem Programm: Weg von individueller Atomobilität und exzessiven Flugreisen hin zu einem kostenlosen, barrierefreien Öffentlichen Nahverkehr. Dass dabei nicht nur auf die Bedürfnisse der Berufspendler*innen geachtet wird, sondern auch die Beschäftigten im ÖPNV in diesen Wandel einbezogen werden, ist ein Fortschritt in der Klimadebatte. Dass FFF sich dabei mit kapitalfreundlichen DGB-Gewerkschaften, wie ver.di zusammenschließt, verwundert kaum. Die auf öffentliche Anerkennung ausgerichteten Klimaaktivistinnen haben Anfang 2023 gemeinsam mit Umweltverbänden die Streiks im Nahverkehr unter dem Motto #wirfahrenzusammen unterstützt und das Bündnis „ÖPNV braucht Zukunft“ für eine ökologische und soziale Mobilitätswende.

Daher fordert Fridays for Future: „Bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung, insbesondere in für Klimaschutz und Klimaanpassung relevanten Berufen wie z.B. Erneuerbaren Energien, ÖPV, Bausektor etc., um dem dortigen Fachkräftemangel entgegenzuwirken“. Eine Überwindung des zerstörerischen Kapitalismus mit seinem (neo-)kolonialen Rohstoff-Raubbau und militärischer Absicherung der imperialen Lebensweise in den reichen Metropolen steht dabei leider nicht auf dem Programm. Ebensowenig wie eine radikale Abkehr von der eigentumsbasierten Marktwirtschaft zugunsten einer Bedürfnisorientierung in gesellschaftlicher Eigenregie. Dafür lohnt es sich zu kämpfen und nicht nur gemäßigte Reden auf der Volksfest-Bühne zu schwingen, sondern im Betrieb, auf der Straße und am Wohnort das herrschende Ausbeutungssystem infrage zu stellen.

Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln

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Erster Mai in Köln und Bonn

Auch dieses Jahr waren wir wieder gemeinsam mit aktiven Gewerkschafter*innen in allen Ländern auf der Straße, um einerseits an die lange und mühsame Geschichte von Arbeitskämpfen (nicht erst seit dem Mai 1886) zu erinnern. Und andererseits, um heute für eine globale Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Nicht nur für Lohnabhängige und Solo-Selbständige, sondern auch für Erwerbslose und Rentner*innen, Fürsorge-Leistende, Schüler*innen und Student*innen auf der ganzen Welt.

In Gedenken an die anarchistischen Justiz-Opfer nach dem Haymarket-Massaker von Chicago, mit dem Staat und Kapital die aufstrebende Bewegung für einen 8-Stunden-Arbeitstag bekämpfte, hat das ASN Köln auf dem Alter Markt eine kleine Präsentation gezeigt. Einige Passant*innen zeigten sich interessiert an dieser Ausstellung zur Geschichte des Ersten Mai und wir haben nicht nur Gespräche geführt, sondern auch Flugblätter verteilt.

Der benachbarte Heumarkt mit dem Straßenfest des DGB war mit Metallgittern gesichert und von einer Security-Firma bewacht, so dass der öffentliche Platz nicht mehr uneingeschränkt zugänglich war. Dort waren zahlreiche Stände aufgebaut, wo die sozialdemokratischen Gewerkschaften Seite an Seite mit marxistisch-leninistischen Kommunist*innen der Rede der reformistischen DGB-Vorsitzenden Fahimi lauschten.

Eine Alternative dazu bot erneut die Libertäre Erste-Mai-Demo im benachbarten Bonn, zu der sich ab 14 Uhr etwa 150 Demonstrant*innen versammelt hatten. Dem Aufruf der linken Hochschulgruppe LUST gefolgt waren auch Anarchist*innen und Anarchosyndikalist*innen, die unter dem Motto „Streik dem Stratus Quo“ durch die Innenstadt des ehemaligen Regierungssitzes zogen.

In Solidarität mit aktuellen und historischen Arbeitskämpfen wurde die Ablehung von Lohnarbeit und Kapitalismus deutlich gemacht. Gleichzeitig wurde deutlich gemacht, dass die autoritäre Vereinnahmung von Krisenprotesten durch rechte und linke Politiker*innen abgelehnt wird. Auch die Abschaffung der patriarchalen Herrschaft, vor allem die Ausbeutung von Frauen* durch Niedriglöhne und Reproduktionsarbeit, wurde von feministischer Seite gefordert.

Geeint in der „Ablehung der bestehenden Herrschaftsverhältnisse und [dem] Streben nach einer befreiten Gesellschaft“ zog das Bündnis mit lautstarken Parolen und Musik bis zu einer Zwischenkundgebung am Friedensplatz und löste sich zum Abschluss am Frankenbad allmählich auf. Der unermüdliche Widerstand gegen Staat und Kapital, Ausbeutung und Unterdrückung geht auch nach dem 1. Mai weiter, im alltäglichen Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung.

Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln


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(https://asnkoeln.wordpress.com)

Köln: Besuch vom Fabrik-Kollektiv GKN aus Florenz

Ein Bericht von der Podiumsveranstaltung in der Universität am 16.03.2023:

Nachdem das Werk des Achswellen-Herstellers GKN in Campi Bisenzio 2021 geschlossen und über 400 Metallarbeiter*innen entlassen wurden, ist das Fabrikkollektiv im Kampf gegen Lohnraub und Repression. Sie konnten zwar die Entlassungen formell rückgängig machen, aber sind eigentlich ohne Arbeit. Daher fordern sie die Übernahme und Konversion des mittelitalienischen Autozulieferer-Werkes durch die ständige Versammlung der Arbeiterinnen, welche seit 20 Monaten die Fabrik besetzt halten.

Gemeinsam mit Aktivistinnen der regionalen Klimagerechtigkeitsbewegung und lokalen Anwohnerinnen haben sie seitdem mehrere Aktionstage und einen Generalstreik organisiert, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. denn die kämpferische Belegschaft möchte nicht einfach nur das geschlossene Werk wiederbeleben, um weiter den individuellen Autoverkehr zu ermöglichen, sondern ihre Produktionsanlagen sollen nachhaltige Bauteile herstellen, beispielsweise für Elektrobusse im kostenlosen ÖPNV. Auch Lastenräder und grüne Photovoltaik stehen auf ihrer Wunschliste für eine sozial-ökologische Transformation.

Doch seit fünf Monaten werden ihre Löhne nicht mehr ausgezahlt und weder die Forderung nach einer Verstaatlichung des Betrieben, noch Hoffnungen auf eine kommunale Trägerschaft haben sich bisher erfüllt. Daher haben die Arbeiter*innen nun eine Kooperative für Gegenseitige Hilfe gegründet, um durch Crowdfunding die Produktion mit neuen Maschinen zum Laufen zu bringen. Trotz der Gefahr einer Selbstausbeutung innerhalb des globalen Kapitalismus, hoffen sie dennoch, über ihre Arbeitsbedingungen selbst bestimmen und einen vorbildlichen Beitrag zum Umweltschutz leisten zu können.

Auf ihrer Mobilisierungsreise durch Europa haben sie nun auch an der Universität Köln Station gemacht und in Zusammenarbeit mit Fridays For Future über ihren öko-sozialistischen Arbeitskampf berichtet. Dass dies auch marxistische Parteien anlockt, die einen autoritären Staatskapitalismus propagieren, verwundert nicht. Dass FFF, die seit dem jüngsten Klimastreik mit der reformistischen Gewerkschaft Ver.di kooperieren, nun auch einen Funktionär der IG Metall ins Podium einlädt, ist ebenfalls keine Überraschung.

Dennoch ist der schrittweise Brückenschlag zwischen Klimaaktivist*innen und Gewerkschaftsbewegung ein wichtiges Signal für eine radikale Überwindung des fossilen Kapitalismus jenseits von EU-Fördergeldern und marktliberalem Greenwashing. Diese Konversionsperspektive gilt es nun bei den Solidaritätsaktionen für die aktuellen Warnstreiks im Öffentlichen Dienst weiter in den Vordergrund zu rücken.

Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln

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Anarchosyndikalismus international, Nr.20, Sommer 2022

Newsletter des ASN Köln

Download als PDF (0,3 MB)

+++ Gewerkschaftsinfos aus aller Welt +++

PAKISTAN: Hilfsaktion für Flutopfer

ÖSTERREICH: Union-Busting beim Cafe Gagarin

ÖSTERREICH: Arbeitskämpfe in Wiener Bäckerei und Cafe

ÖSTERREICH: 1.Mai – Internationalismus in Aktion

INTERNATIONAL: IAA-Erklärung zum Ersten Mai 2022

SPANIEN: Antimilitaristische Demo in Madrid

RUSSLAND: Über prinzipienvergessene„Anarchist*innen“

RUSSLAND: Unterstützung für inhaftierte Kriegsgegner*innen

AUSTRALIEN: Gegen Entlassungen in Sri Lanka

FRANKREICH: Protest am Campingplatz

FRANKREICH: Anarchosyndikalismus und Klimawandel

INTERNATIONAL: 28. IAA-Kongress in Alcoy geplant

+++ LOKALE INFOS +++

GESUNDHEITSSCHUTZ: Arbeitssicherheit bei Hitze und Sonne

CC:BY-NC

Anarchosyndikalismus international, Nr. 19, Frühjahr 2022

Newsletter des ASN Köln, Nr. 19, Frühjahr 2022

+++ Gewerkschaftsinfos aus aller Welt +++

RUSSLAND: Nein zum Krieg!
SERBIEN: Verwandeln wir kapitalistische Kriege (…)
FRANKREICH: Friede den Hütten, Krieg den Palästen!
RUSSLAND: Hintergründe zum Krieg in der Ukraine
POLEN: Gegen den Krieg!
INTERNATIONAL: Anti-Kriegs-Kampf in Russland & Ukraine
RUSSLAND: Student*innen gegen den Krieg
FRANKREICH: Generalstreik statt Wahlkampf
SPANIEN: Gewerkschaftsprotest gegen NetCheck
ÖSTERREICH:Interview mit dem WAS
Gewerkschaft gewinnt gegen Reinigungsfirma
Ärger in der Wiener Elementarpädagogik
Arbeitskampf bei der Secession beendet

+++ Lokale Berichte +++

KÖLN: Nein zum Krieg in der Ukraine
Friedensprotest gegen russi­schen Wohnungsleerstand
Solidarität mit allen Kriegsflüchtlingen
Protest gegen rechte „Corona­maßnahmen-Kritiker*innen“
Mindestlöhne in der Kritik
Globaler Klimastreik
Spontandemo für Lützerath
Gedenken an Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten

(Download als PDF)

Creative Commons: BY-NC (ASN Köln)

Alternative Ökonomie in Köln (04.03.)

Präsentation der Broschüre
„Anders wirtschaften – Alternative Ökonomie in Köln“,

Fr 04.03., 19 Uhr, A-Forum im AZ Köln,
Luxemburger Str. 93, U18: Eifelwall/Stadtarchiv

  • Helfen – Leihen – Teilen – Tauschen
    – Bücher / Zeitschriften
    – Fahrräder
    – Internet
    – Kleidung / Hausrat / Möbel
    – Lebensmittel / Gärten
  • Werkstätten
  • Wohnprojekte
  • Infos zu alternativer Ökonomie

Alternative_Oekonomie_in_Koeln_2022

Veranstaltung in Kooperation mit dem Anarchistischen Forum Köln (FdA-IFA)

Hygienekonzept: Bitte kommt genesen/geimpft mit aktuellem Test (2G+ mit AHA/L)!

(Download als PDF, 0,1 MB)

Siehe auch:
https://asnkoeln.blackblogs.org/download/broschueren/anders-wirtschaften-alternative-oekonomie-in-koeln/

Köln: Protest gegen Impfgegner*innen

Nachdem monatelang in Köln die Gegner*innen von Covid-Schutzmaßnahmen unter Führung rechter Veranstalter*innen und gemeinsam mit AfD-Mitgliedern und Nazi-Hooligans meist unwidersprochen mehrmals wöchentlich durch die Innenstadt gezogen sind, mehren sich seit Anfang 2022 antifaschistische Gegendemonstrationen. Damit die „Querdenken-Spaziergänge“ mit ihren antisemitischen Verschwörungsmythen und rechtspopulistischen Parolen nicht unwidersprochen bleiben, versammeln sich jetzt regelmäßig montags hunderte Demonstrant*innen um 18 Uhr auf dem Neumarkt zu der vom Bündnis „Köln ist solidarisch“ angemeldeten Gegenkundgebung.

Aber auch in Stadtteilen, wie Porz oder Nippes, regt sich vermehrt Widerstand gegen die rechtspopulistischen Hetzkampagnen mit ihrem rücksichtslosen Egoismus der bürgerlichen Individuuen. Um auf diesen Protesten über alternative Maßnahmen im Sinne einer Niedriginzidenz-Strategie in der Corona-Krise zu informieren, verteilen wir dort die Zeitung der Kampagne „Zero Covid“. Als Basisgewerkschafter*innen fordern wir beispielsweise eine Aufwertung der Pflegearbeit, den Erhalt von Krankenhäusern, eine globale Freigabe der Impfpatente, sowie angemessenen Wohnraum auch für Obdachlose und Geflüchtete. Daher haben wir am 29.01.2022 an der Protestkundgebung in Köln-Mülheim teilgenommen, die sich gegen die „Querdenken“-Demo von „Köln ist aktiv“ auf dem Wiener Platz richtete.

Angesichts der momentanen Masseninfektionen durch die Omikron-Variante, welche die Regierung mit ihrer Durchseuchungspolitik noch verstärkt, und der drohenden Long-Covid-Welle durch unabsehbare Folgeerkrankungen fordern wir weiterhin, über einen Generalstreik in allen Bereichen von Produktion und Dienstleitung nachzudenken, um die Ansteckungsgefahr am Arbeitsplatz (und im täglichen Nahverkehr) endlich auf Null zu reduzieren: Kapitalismus herunterfahren!

Mehr Infos:
Zero Covid: Aktionstag für solidarischen Lockdown (10.04.2021)

CC:BY-NC

Kölner Großdemo zum Klimastreik

Am globalen Klimastreik-Aktionstag 24.09.2021, zu dem die Bewegung „Fridays For Future“ aufgerufen hatte, kamen auch in der Kölner Innenstadt mittags mehr als 10.000 Demonstrant*innen aller Altersstufen zusammen, um gegen die fortschreitende Zerstörung der Biosphäre zu protestieren. Von drei Auftaktkundgebungen aus trafen sie am Neumarkt zusammen und zogen am Heumarkt vorbei zur Bühne an der Deutzer Werft.

In rund 470 Städten und Ortschaften fanden bundesweit ebenfalls den ganzen Nachmittag über Streikkundgebungen statt, während viele der Teilnehmenden eigentlich in Schule, Uni oder Betrieb anwesend sein sollten. Doch gegen die fossile Industrie und den Ausstoß giftiger Treibhausgase, wie CO2 und Methan, gehen immer wieder weltweit Menschen auf die Straßen. An solchen Aktionstagen gegen Erderwärmung und Artensterben, beteiligt sich die globale Klimabewegung mit etwa 7.500 Protestversammlungen auf allen Kontinenten.

Dass bereits heute in vielen ehemals kolonisierten Ländern des Südens die Menschen unter den lebensfeindlichen Umweltveränderungen leiden müssen, wird von der Bewegung für Klimagerechtigkeit immer wieder betont. Ebenso, dass sich Unterdrückungsformen, wie Rassismus und Frauen*feindlichkeit, mit der kapitalistischen Ausbeutung von Mensch und Natur stetig weiter verschärfen. Nur gemeinsam und gleichberechtigt können wir daher die fossile Produktionsweise verändern, welche von systematischer Staatsgewalt und Medienpropaganda gestützt wird.

#allefuersklima ist in diesem Sinne auch ein Aufruf, sich an allen Arbeitsplätzen, Lehrveranstaltungen und öffentlichen oder privaten Orten für eine lebenswerte Welt auf einem endlichen Planeten einzusetzen – ohne Naturzerstörung, Gesundheitsgefährdung und Ausbeutung. Dafür kämpfen weltweit nicht nur Schüler*innen, Studierende, Rentner*innen und Fürsorge-Tätige, sondern auch gewerkschaftlich organisierte Arbeiter*innen und Erwerbslose. Denn wer könnte eine nachhaltige Wirtschaftsweise, die nicht an Profit und Macht, sondern an solidarischer Erfüllung der gesellschaftlichen Bedürfnisse orientiert ist, besser kollektiv organisieren, als die betroffenen Menschen selbst?

(Creative Commons: BY – NC)

Versammlungsrecht verteidigen

Am Sa 22.05.2021 fand in der Kölner Innenstadt eine Demonstration statt, um gegen die von der CDU-Landesregierung geplante Verschärfung des nordrhein-westfälischen Versammlungsgesetzes zu protestieren:

„Sollte dieser Gesetzentwurf durchkommen, würden Bewegungen im Kampf um soziale Gerechtigkeit massiv eingeschränkt und behindert. So würden u.a. Vorbereitungen zur Blockade oder die Störung von Naziaufmärschen unter Strafandrohung von bis zu zwei Jahren gestellt werden. Für die Klimabewegung, gewerkschaftliche Proteste und Arbeitskämpfe, den emanzipatorischen Kampf um Geschlechtergerechtigkeit, die Gesundheitsversorgung und für antifaschistische und antirassistische Aktionen hätte das Gesetz verheerende Auswirkungen. Selbst Proteste von Stadtteil-Initiativen zum Beispiel für verkehrsberuhigte Straßen würden schon erschwert. Statt das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit zu garantieren, schafft der Gesetzentwurf die Grundlage für noch mehr Willkür der Polizei.“ (Aufruf des Kölner Bündnis „Versammlungsgesetz NRW stoppen – Grundrechte erhalten“)


Die Neufassung sieht vor, dass bestimmte Formen legitimer Proteste in Zukunft kriminalisiert werden sollen. Es kommen weitere Ordnungswidrigkeiten hinzu und die Strafen sollen erhöht werden. Die Anmeldung und Durchführung legaler Versammlungen soll erschwert werden, außerdem sollen Demonstrant*innen eingeschüchtert und abgeschreckt werden. Auch mit dem Sammeln persönlicher Daten und weiteren bürokratischen Hürden versucht die Regierung künftige Proteste zu verhindern oder zu erschweren.

In Zeiten zunehmender rechter Terrornetzwerke und rassistischer Polizeiskandale versucht sich Ministerpräsident Laschet als autoritäre Führungskraft für seine Kanzlerkandidatur bei den Bundestagswahlen im Herbst zu profilieren. Die konservativ-marktliberale Landesregierung dient sich dabei auch den Interessen des Kohle-Konzerns RWE an und kriminalisiert bekannte Protestformen der Klimabewegung, z.B. von Ende Gelände unter dem Vorwurf von „Uniformierung“.

Aber auch gewerkschaftliche Versammlungen mit einheitlichen Kleidungsstücken oder Bauarbeiter*helmen könnten durch das neue Gesetz zu staatlicher Verfolgung führen. Das Recht auf Versammlungsfreiheit muss aber nicht nur auf der Straße, sondern auch am Arbeitsplatz (z.B. in Betriebsversammlungen) immer wieder gegen die Interessen von Staat und Kapital erkämpft bzw. verteidigt werden. Continue reading

Zero Covid: Aktionstag für solidarischen Lockdown

Mit kleinen Kundgebungen, öffentlichen Demonstrationen und einem kreativen Online-Programm hat die Kampagne „Zero Covid“ am 10.04.2021 einen internationalen, dezentralen Aktionstag auf mehreren Kontinenten durchgeführt. Im deutschsprachigen Raum fanden in zwei Dutzend Städten coronasensible Proteste gegen die andauernde Lockerungspolitik statt, welche zwar individuelle Freiheitsrechte einschränkt, aber die kapitalistische Marktwirtschaft vor teuren Maßnahmen schützt.

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Köln: Wohnraum-Aktionstag 2021

Das „Aktionsbündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn“ hatte am dezentralen, europaweiten „Housing Action Day“ zu einer Kundgebung in der Altstadt aufgerufen, an dem sich auch das ASN Köln beteiligte:

Etwa 100 Menschen sind am Samstag 27.03. nachmittags auf dem Heumarkt zusammengekommen, um gegen die weiterhin steigenden Mieten zu protestieren. Denn während zahlreiche Bürogebäude ungenutzt bleiben und einige Mietshäuser wegen Baufälligkeit leerstehen, ist die Lage auf dem Wohnungsmarkt mittlerweile dramatisch.

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Nicht nur für Obdachlose und Geflüchtete wird es fast unmöglich gemacht, eine menschenwürdige Unterkunft zu nutzen. Auch Alleinerziehende, Arbeitslose und Rentner*innen können sich die rücksichtslos angehobenen Quadratmeterpreise meist nicht leisten. Die Folgen sind Verdrängung an den Stadtrand, überfüllte Unterkünfte, verschimmelte Kellerbehausungen, vernachlässigte Hochhaus-Siedlungen und Elendsquartiere. Continue reading

Globaler Klimastreik auch in Köln (19.03.)

Ein halbes Jahr nach dem letzten weltweiten Aktionstag im September 2020 fanden am 19.03.2021 trotz der anhaltenden Covid-19-Pandemie erneut in 50 Ländern Proteste für Klima-Gerechtigkeit und gegen Umweltzerstörung statt.

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„Fridays For Future“ als transnationale und teilweise basisdemokratische Graswurzelbewegung hatte zu coronasensiblen Veranstaltungen mit virtueller Beteiligung im LiveStream und dezentralen Versammlungen aufgerufen. Unter dem Motto #AlleFür1Komma5 ging es um den dringend benötigten, radikalen Stopp des Treibhausgas-Ausstoßes, damit die Erdtemperatur sich nicht um 1,5°C erhöht. Continue reading

ZeroCovid: Für einen solidarischen europäischen Shutdown

Das ASN Köln unterstützt die Kampagne zero-covid.org:

„Das Ziel heißt Null Infektionen!
Für einen solidarischen europäischen Shutdown

Nach einem Jahr Pandemie sind wir in ganz Europa in einer äußerst kritischen Situation. Tausende Menschen sterben jeden Tag und noch viel mehr erkranken. Das neue Coronavirus breitet sich rasend schnell aus, von Mutationen noch beschleunigt. Die Maßnahmen der Regierungen reichen nicht aus: Sie verlängern die Pandemie, statt sie zu beenden, und gefährden unser Leben.

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Die Strategie, die Pandemie zu kontrollieren, ist gescheitert („flatten the curve“). Sie hat das Leben dauerhaft eingeschränkt und dennoch Millionen Infektionen und Zehntausende Tote gebracht. Wir brauchen jetzt einen radikalen Strategiewechsel: kein kontrolliertes Weiterlaufen der Pandemie, sondern ihre Beendigung. Das Ziel darf nicht in 200, 50 oder 25 Neuinfektionen bestehen – es muss Null sein. Continue reading

Köln: Anti-Knast-Demo in Ossendorf

Banner: Freiheit für alle [durchgestrichen] politischen Gefangenen

Am Mi 30.12. fand eine angemeldete Kundgebung am Vorabend der traditionellen Silversterdemo vor der JVA Ossendorf statt, an der sich etwa 50-60 Leute beteiligt haben. Außer dem Autonomen Knastprojekt und der „Anarchistischen Linken“ war u.a. auch das ASN vor Ort, um gegen Repression und Ausgrenzung zu protestieren. Außerdem haben wir einige Handzettel verteilt, um auf die Repression des sozialen Aufstands in Chile aufmerksam zu machen.

In verschiedenen Redebeiträgen wurde die Gefängnis-Industrie, die Zwangsarbeit in Gefängnissen und die staatlichen Unterdrückungsmaßnahmen grundsätzlich abgelehnt, sowie zu weiteren Solidaritätsaktionen aufgerufen. In den Ansprachen wurden ausdrücklich nicht nur die politischen, sondern auch die sozialen Gefangenen gegrüßt. Die über Lautsprecher verstärkten Grußadressen waren in mehreren Sprachen verfasst, sodass auch die nicht-deutschsprachigen Straf- und Untersuchungshäftlinge vielleicht die Botschaften verstehen konnten.

Auf Silvesterfeuerwerk wurde während der corona-gerechten Versammlung wegen des Pyrotechnikverbots verzichtet, aber die gute Stimmung kam hoffentlich trotzdem jenseits der Kerkermauern an.

Handzettel: Chile-Solidarität - Freiheit für die Gefangenen des Aufstandes

Mehr Infos zur Repression in Chile:
Freiheit für die chilenischen Gefangenen

CC:BY-NC

Köln: Demo gegen Pflegenotstand

Das „Kölner Bündnis für mehr Personal im Gesundheitswesen“ hat am Sa 05.09.2020 eine Protestdemonstration mit hunderten Teilnehmer*innen organisiert. Nach der Auftaktkundgebung am Dom ging es durch’s Kunibertsviertel zum „Institut der Deutschen Wirtschaft“ am Rheinufer. Auch vor dem nahegelegenen Seniorenheim St.Vincenz-Haus wurden Reden gehalten, gegen die (nicht erst seit der Corona-Pandemie) dramatischen Arbeits- und Lebensbedingungen im marktwirtschaftlich und patriarchal geprägten Gesundheitssystem.

Mehrere Alten- und Krankenpfleger*innen, sowie andere Berufsgruppen, aber auch solidarische Gesundheitsinitiativen und betroffene Patient*innen beteiligten sich an der Demonstration, die im Park am Theodor-Heuss-Ring endete. Von dem Motto der Veranstaltung „Das Klatschen auf die Straße tragen! Pflege-Aufstand jetzt!“ konnte zwar nur der erste Teil verwirklicht werden, aber trotzdem könnte dies der Anfang sein für noch weitere, dringend nötige Protestaktionen in dieser gesellschaftlich lebenswichtigen Branche.
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Corona-Krise geht weiter

Aktuelles zur Covid-19-Pandemie (August 2020)

Mit mehr als 20 Millionen bestätigten Infektionen und fast 750.000 Toten weltweit ist der Ausbruch der Corona-Seuche immernoch in vollem Gang. Davon befinden sich etwa 65.000 Erkrankte in einem kritischen Zustand, wobei viele Fälle sicherlich garnicht offiziell erfasst werden. In den USA sind mit über fünf Millionen Infizierten die meisten Fälle gemeldet worden. Sehr viele Kranke gibt es auch in Lateinamerika, Indien, Russland und Südafrika.

Seit dem Ausbruch der Pandemie im März 2020 haben sich auch hierzulande rund 220.000 Menschen mit dem Virus angesteckt. Zwar ist der Verlauf in der BRD mit über 9.200 Toten bisher vergleichsweise niedrig, was auch an den Gegenmaß­nahmen im monatelangen Lockdown lag. Aber mit etwa 1.000 Neuinfektionen und cirka 6 Toten pro Tag ist die Tendenz in Deutschland wieder leicht steigend.

Mehr als 10.000 Fälle von positiv Gestesten gibt es aktuell in Deutschland, meist in dicht besiedelten Metropolenregionen. Überfüllte Wohnräume, enge Arbeitsplätze und schlechte Sanitärversorgung spielen dabei eine Rolle. Doch um die kapitalisti­schen Gewinne zu schützen, werden von Politik und Verwaltung derzeit nicht nochmal weiträumig Unternehmen geschlossen. Sondern nur einzelne Einschrän­kungen in begrenzten Bereichen werden angeordnet. Dass der Schutz von Arbeiter*innen und „Risikogruppen“ im laufenden Geschäftsbetrieb meist nicht berücksichtigt wird, scheint egal zu sein. Streiks dagegen sind eher die Ausnahme.

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In Deutschland ist zwar jede Ansteckung nach dem Infektionsschutzgesetz zur Gefahrenabwehr meldepflichtig. Aber in vielen anderen Staaten gibt es keine zuverlässigen Angaben über das wahre Ausmaß der Seuche. Vor allem in den weniger industrialisierten, ärmeren Regionen breitet sich das Virus unkontrolliert aus. Vermutlich sind dort die tatsächlichen Zahlen um ein Vielfaches höher.

Um so wichtiger ist es, die aktuellen Erkenntnisse über diese gefährliche Atem­wegserkrankung zu teilen und den Gesundheitsschutz für Alle gemeinsam zu organisieren. Eigenverantwortung und vor allem Rücksichtnahme auf die Gefährdetsten sind daher gelebte Solidarität. Doch statt auf staatlichen Zwang und strenge Überwachung zu vertrauen (oder gar die massiven Gesundheitsge­fahren herunterzuspielen) setzen wir auf gegenseitige Hilfe. Durch praktische Unterstützung in der Nachbarschaft und am Arbeitsplatz können die sozialen Kämpfe gegen die Folgen der Seuche gleichberechtigt solidarisch gestärkt werden. Somit lässt sich der rassistischen Ungerechtigkeit und kapitalistischen Ausbeutung in dem vom Kolonialismus geprägten Weltmarkt etwas entgegensetzen. Wobei man leider feststellen muss, dass das Coronavirus die Aufmerksamkeit von der weiterhin sich dramatisch verschlimmernden Klimakatastrophe wieder ablenkt…

Einige Infos zum Umgang mit dem Corona-Virus

Übertragungswege:
– Tröpfchen (Husten, Spucken, Niesen)
– Aerosol-Nebel (Reden, Singen, Lachen, Rufen)
– Schmier-Infektion (Verbreitung durch Anfassen)

Eintrittstellen:
Nase, Mund und Augen

Schutzmaßnahmen:
– Händehygiene (regelmäßig für 20 sec mit Seife waschen / desinfizieren)
– Unterwegs nicht in‘s Gesicht fassen, stattdessen evtl. Handschuhe tragen
– Mobiltelefone reinigen (mit UV-C-Strahlen oder Alkoholtuch sterilisieren)
– Türgriffe, Lichtschalter, Wasserhähne, Toiletten desinfizieren
– Atemschutz tragen (FFP2-Masken oder 60°C waschbarer Mund-Nasen-Schutz)
– Gesicht mit Plastik-Visier oder Schutzbrille abdecken
– Körperliche Kontakte vermeiden bzw. verkürzen
– Abstand halten (mindestens 1,5 m und in unbelüften Räumen viel mehr)
– Menschengruppen vermeiden und Infizierte isoliert versorgen
– Räume möglichst oft frisch lüften (Umluft sterilisieren)
– Gesundheit fördern durch Ernährung, Schlaf, Nichtrauchen,… Continue reading

Köln: Räumung des besetzten Großmarktes verhindert

Heute morgen (25.06.2020) rückte die Polizei mit über 50 Fahrzeugen an, um das seit
März besetzte Haus an der Marktstr. 10 für Abbrucharbeiten zu räumen.
Doch über Nacht waren spontan Proteste und Barrikaden organisiert worden
waren, um die ca. 30 Obdachlosen in ihrem Selbsthilfeprojekt zu
unterstützen. [Update: Am Abend fand eine Solidaritätsdemonstration von ca. 100 Unterstützer*innen statt.]

k20200626a

Auch angesichts von anwesender Presse, kritischer Öffentlichkeit und
engagierten Lokalpolitiker*innen sah die Stadtspitze unter OB Reker dann
vorerst von einer gewaltsamen Durchsetzung ihres Eigentumsrechts ab. Wie
es für die Besetzer*innen, die überwiegend aus Osteuropa stammen,
weitergeht ist jedoch unklar.

Aber wegen der Corona-Gefahr wollen sie nicht in die angebotenen
Notunterkünfte umziehen, sondern fordern eine sozialpolitische Lösung.
Ob dies schnell umsetzbar ist, scheint fraglich – schließlich steht der
kommunale Wahlkampf vor der Tür.

k20200626b

OMZ_2020-06-25

Hintergrundinfos:
„Köln: Unterstützung für Hausbesetzung“
https://asnkoeln.blackblogs.org/2020/04/08/koeln-unterstuetzung-fuer-hausbesetzung/

Anarcho-Syndikalismus international, Nr.11, Frühjahr 2020

Frühjahrsausgabe des ASN-Newsletters mit gewerkschaftlichen Infos aus globaler Perspektive – mit Themenschwerpunkt Corona-Krise:

USA: Arbeiter*innen berichten über die Coronakrise
Britannien: Pfleger*innen – Kanonenfutter für das Virus?
Britannien: Organisierung von Pflege-Arbeiter*innen
Britannien: Zusammenbruch des Neoliberalismus
Frankreich: Bildungsystem in der Gesundheitskrise
Frankreich: Airbus-Arbeiter*innen wieder ans Werk
Frankreich: Aufruf zum Corona-Solidaritätsstreik
Frankreich: Politik labert, Arbeiter*innen leiden
Spanien: Erklärung der CNT-IAA zum Notstand
Polen: Keine Zeit für Angst! Es ist Zeit zu handeln!
Russland: Verhängung der Ausgangssperre
Österreich: Kundgebung bei Caritas-Warnstreik
Indien: Die Folgen der Ausgangssperre
International: Arbeiter*Solidarität mit Bangladesch
International: Dieses System macht uns krank!
International: Aktionstag „Wohnraum für alle!“
International: Aktionstage für offene Grenzen

Download als PDF (1,2 MB)

Anarchosyndikalismus international - nr11 - Fruejahr 2020

Newsletter-Archiv:
https://asnkoeln.blackblogs.org/download/broschueren/anarchosyndikalismus-international/

CreativeCommons: BY-NC

Köln: Unterstützung für Hausbesetzung

Seit Anfang März 2020 ist an der Marktstraße 10 (Nähe Bonner Straße 120) auf dem Gelände des Großmarktes in Köln-Raderthal ein leerstehendes Bürohaus von Wohnungslosen besetzt worden, zunächst  als stille Aktion, seit einigen Wochen nun öffentlich. Schließlich sollten während der Corona-Pandemie alle Menschen sicherheitshalber zuhause bleiben – auch jene, die bisher keines hatten. Und wegen der Infektionsgefahr sind die Notschlafstellen zur Zeit keine Alternative zum Leben auf der Straße.

Besetzung_Grossmarkt_2020-04-04_a

Mehr als 20 Personen, überwiegend osteuropäische Arbeiter*innen, haben sich dort in  Einzelzimmern eingerichtet und eine Art spontane Hausgemeinschaft mit selbstorganiserter Gemeinschaftsküche gegründet. Und mit Unterstützung lokaler Wohnraum-Aktivist*innen konnte eine für den 30.03. geplante polizeiliche Räumung des städtischen Gebäudes vorerst verhindert werden. Continue reading