Zum Abschluss der Aktionswoche „Kultur ohne Kohle„ sind am 15.08. erneut hunderte Menschen nach Lützerath ins Rheinische Revier gekommen, um gegen den klimaschädlichen Braunkohle-Tagebau zu protestieren. Neben dem traditionsreichen „Dorfspaziergang“ (Richtung Immerath und Holzweiler) fand auch eine Grubenbesetzung der „Lebenslaute“ statt.
Die Orchestermusiker*innen hatten seit dem frühen Morgen ein Kohle-Förderband und Zugangswege blockiert, um „Mit Achtel und Triole gegen den Klimakiller Kohle“ klassische Lieder und Musikstücke aufzuführen. Der gewohnt aggressiv vorgehende Werkschutz, der das Betreibsgelände des Energiekonzerns RWE abriegelte, hatte schnell die Polizei zu Hilfe gerufen. Diese brauchte bis zum Nachmittag, um die Besetzung in der Nähe von Hochneukirch zu räumen und die Musiker*innen mit RWE-Bussen abzutransportieren. Einige Teilnehmer*innen dieses Zivilen Ungehorsams, die keine Personalien abgeben wollten, wurden bis spät nachts im Aachener Polizeipräsidium festgehalten und erkennungsdienstlich misshandelt.
Dennoch geht der Ausbau des demnächst vom Kohlebagger bedrohten Dorfes Lützerath voran: Während einer Pressekonferenz wurde ein weiteres Baumhaus gemeinsam hochgezogen, damit sich noch mehr Menschen der fortschreitenden Klimazerstörung in den Weg stellen können. Denn ab Oktober 2021 werden wieder Räumungsarbeiten befürchtet, da der Stromkonzern RWE mit Unterstützung der nordrhein-westfälischen Landesregierung im Tagebau Garzweiler noch jahrelang Braunkohle fördern und sie in den nahegelegenen Kraftwerken (Neurath, Niederaussem und Frimmersdorf) verbrennen möchte.
Wer angesichts der bevorstehenden Bundestagswahlen noch auf politische Stellvertretung durch die „Grünen“ hofft, sei daran erinnert, dass die rot-grüne Landesregierung erst 2016 beschlossen hatte, am Kohleabbau im Rheinischen Revier bis 2030 festzuhalten. Eine sofortige Konversion durch Umwandlung fossiler Industrien in naturverträgliche Arbeitsplätze ist also derzeit nicht in Sicht, zumal die reformistische Branchengewerkschaft IG BCE gemeinsam mit der Sozialdemokratie jegliche klimaschädlichen Jobs rücksichtslos verteidigt.
Da die Stromgewinnung aus Atom oder Gas jedenfalls keine umweltschonende Alternative darstellt, sondern nur die jetzige Zerstörung und Ausbeutung verlängert, muss die Wirtschaft nachhaltig den Bedürfnissen von Mensch und Umwelt angepasst werden – nicht andersherum. Daher bleibt der dringend nötige Kohleausstieg weiterhin Handarbeit, beispielsweise durch dauerhaften Basiswiderstand mit direkten Aktionen, wie „Hambi bleibt“, „Lützerath lebt“ und „Unser Aller Wald“ (Keyenberg). Auch unterstützt von sozialen Massenprotesten beim globalen Klimastreik von „Fridays For Future“, wie demnächst am 24.09. wieder. Sowie durch selbstbestimmte Arbeitskämpfe, welche die weltweite Klimagerechtigkeit ernst nehmen und gemeinsam solidarisch für eine Ende des kapitalistischen „Wachstums“ streiten.
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