Köln: Besuch vom Fabrik-Kollektiv GKN aus Florenz

Ein Bericht von der Podiumsveranstaltung in der Universität am 16.03.2023:

Nachdem das Werk des Achswellen-Herstellers GKN in Campi Bisenzio 2021 geschlossen und über 400 Metallarbeiter*innen entlassen wurden, ist das Fabrikkollektiv im Kampf gegen Lohnraub und Repression. Sie konnten zwar die Entlassungen formell rückgängig machen, aber sind eigentlich ohne Arbeit. Daher fordern sie die Übernahme und Konversion des mittelitalienischen Autozulieferer-Werkes durch die ständige Versammlung der Arbeiterinnen, welche seit 20 Monaten die Fabrik besetzt halten.

Gemeinsam mit Aktivistinnen der regionalen Klimagerechtigkeitsbewegung und lokalen Anwohnerinnen haben sie seitdem mehrere Aktionstage und einen Generalstreik organisiert, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. denn die kämpferische Belegschaft möchte nicht einfach nur das geschlossene Werk wiederbeleben, um weiter den individuellen Autoverkehr zu ermöglichen, sondern ihre Produktionsanlagen sollen nachhaltige Bauteile herstellen, beispielsweise für Elektrobusse im kostenlosen ÖPNV. Auch Lastenräder und grüne Photovoltaik stehen auf ihrer Wunschliste für eine sozial-ökologische Transformation.

Doch seit fünf Monaten werden ihre Löhne nicht mehr ausgezahlt und weder die Forderung nach einer Verstaatlichung des Betrieben, noch Hoffnungen auf eine kommunale Trägerschaft haben sich bisher erfüllt. Daher haben die Arbeiter*innen nun eine Kooperative für Gegenseitige Hilfe gegründet, um durch Crowdfunding die Produktion mit neuen Maschinen zum Laufen zu bringen. Trotz der Gefahr einer Selbstausbeutung innerhalb des globalen Kapitalismus, hoffen sie dennoch, über ihre Arbeitsbedingungen selbst bestimmen und einen vorbildlichen Beitrag zum Umweltschutz leisten zu können.

Auf ihrer Mobilisierungsreise durch Europa haben sie nun auch an der Universität Köln Station gemacht und in Zusammenarbeit mit Fridays For Future über ihren öko-sozialistischen Arbeitskampf berichtet. Dass dies auch marxistische Parteien anlockt, die einen autoritären Staatskapitalismus propagieren, verwundert nicht. Dass FFF, die seit dem jüngsten Klimastreik mit der reformistischen Gewerkschaft Ver.di kooperieren, nun auch einen Funktionär der IG Metall ins Podium einlädt, ist ebenfalls keine Überraschung.

Dennoch ist der schrittweise Brückenschlag zwischen Klimaaktivist*innen und Gewerkschaftsbewegung ein wichtiges Signal für eine radikale Überwindung des fossilen Kapitalismus jenseits von EU-Fördergeldern und marktliberalem Greenwashing. Diese Konversionsperspektive gilt es nun bei den Solidaritätsaktionen für die aktuellen Warnstreiks im Öffentlichen Dienst weiter in den Vordergrund zu rücken.

Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln

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